1832, 27. Mai, 8 Uhr: Vom Marktplatz in Neustadt startete der Festzug mit dem Lied „Hinauf, Patrioten, zum Schloss, zum Schloss“. Nach Ankunft hisste das Festkomittee auf der höchsten Zinne die deutsche Fahne mit der Inschrift: „Deutschlands Wiedergeburt“. Diese schwarz-rot-goldene Flagge ist noch heute in der Dauerausstellung auf dem Hambacher Schloss im Original zu besichtigen

Willkommen!

Dieser blog ist allen
Frauen und Männern
gewidmet, die auch in
schweren Zeiten
das Gespräch mit
Andersdenkenden
aufnehmen.

Peter Hain, Autor/Journalist

Liebe Leserinnen und Leser, die folgenden Texte wurden nicht von einer Regierung oder einem Unternehmen bezahlt. Doch bekannt ist, dass seit 2018 Bundesministerien und –behörden 1,47 Millionen Euro für Konzeptpapiere oder Medientrainings an 197 Journalisten gezahlt haben. Auch in Rheinland-Pfalz. Aber zu einer Beeinflussung der journalistischen Arbeit und Meinung sei es angeblich durch diese Zahlungen nicht gekommen.

Dazu meint der renommierte Jurist Joachim Steinhöfel in einer BILD- Kolumne: „Diese Gelder sind nichts anderes als Prämien für Hofberichterstattung. So kauft sich die Regierung mit Steuergeld den Applaus wohlgesonnener Organisationen. Unabhängiger Journalistmus ist so zunehmend in Gefahr. Ein Journalist, der vom Staat geschmiert wird, ist alles, aber nicht mehr unabhängig!“

Stephanie Elsässer: MEIN DEUTSCHLAND, Was mich prägte, was mich stärkte, was mich wütend macht. www.compact-shop.de, ISBN: 978-3-910596-52-8, 19,95 Euro, 207 S., zahlreiche Fotos aus dem Leben der Autorin

Autorin Stephanie Elsässer
„Ich will mein Land wiederhaben!“

Die ehrliche, mutige Geschichte einer ganz normalen deutschen Frau, die eines Morgens aufwacht, als ihr Bett von bewaffneten Polizisten umstellt ist: Razzia, Entrechtung, Entwürdigung. „Ich wurde zur Staatsfeindin erklärt, weil ich Geschäftsführerin einer COMPACT-Firma war, ohne jemals strafrechtlich angeklagt, geschweige denn verurteilt wurde.“ Es ging um das vorläufige Verbot des politischen COMPACT-Magazins (Chefredakteur Jürgen Elsässer). Polizeieinsatz gegen die Pressefreiheit: ungeheuerlich!

„Innenministerin Nancy Faeser hat in ihrem Verfolgungswahl einen Helden geschaffen. Jürgen Elsässer … kann … sich als Widerstandskämpfer für die Pressefreiheit feiern lassen“, schreibt Helmut Markwort am 25. 8. 2024 im Focus.

Stephanie Elsässer schreibt, dass ihre Geschichte auch typisch für den katastrophalen Abstieg, ja der mutwilligen Zerstörung unseres Landes ist. „Ich komme aus dem hessischen Mittelstand und wurde christlich erzogen, hatte eine goldene Jugend in den 1980er Jahren, als unsere Welt noch in Ordnung war.“ Eine junge Stephanie („17 Jahr, blondes Haar“) erlebte ein meinungsoffenes Deutschland: „Ein cooles Jahrzehnt“. Dann zog sie zwei Kinder groß, war beruflich erfolgreich, engagierte sich fast zehn Jahre in der CDU. Aus Enttäuschung über deren Politik trat Stephanie in die AfD ein und kam zu COMPACT. „Damit geriet ich ins Fadenkreuz eines Regimes, das jede Opposition mundtot machen will.“ Noch liebt sie dieses Land: „Aber ich will es wiederhaben, wie es einmal war!“

Ein Buch, eine einzige Anklage, geschrieben aus dem Herzen: Wie der Sozialstaat zerstört wird, das Programm der Eliten, mutige Journalisten im Fadenkreuz, Prophezeiungen, die Mut machen.

„Es braucht eine Revolution!“

„Die letzten Krisen zeigen, dass gerade ein konservativer Ansatz in der Lage ist, die großen Herausforderungen unserer Zeit zu meistern“, sagt Prof. Francesco Giubilei (34), italienischer Publizist, Verleger und rechtskonservativer Vordenker. „Wir müssen dafür sorgen, dass konservative Themen und Werte in der Politik überall in Europa einen gebührenden Platz einnehmen. Beispiel EU: sie lässt nicht nur unsere Identität und Traditionen fallen, sondern versucht auch, die Geschichte umzuschreiben und unsere Gesellschaft zu verändern“, meint Giubilei in einem JUNGE FREIHEIT-Interview. „Darauf müssen wir reagieren. Dazu braucht es auch eine Revolution, nämlich eine konservative – also keine jakobinische, sondern eine kulturelle.“ www.giubileiregnani.com

„Streiten“, Dr. Svenja Flaßpöhler, Philosophin. Hanser, 128 S., 20 Euro, ISBN: 978-3446280045, hanser-literaturverlage.de

„Streit und Auseinandersetzung sind das Lebenselixier der Freiheit, der Demokratie“

Svenja Flaßpöhler hat ein kluges Buch zum Thema „Streiten“ geschrieben. In ihrem Werk widmet sich die Philosophin und Journalistin dem Thema Streit auf drei Ebenen: „Einer autobiographischen, einer philosophischen, einer politisch-gesellschaftlichen.“ Ihr Credo: „Ich streite, also bin ich.“ Die Chefredakteurin des Philosophie-Magazins: „Ein Streit ist nie harmlos, nie frei von Herrschaft. Der Abgrund der Vernichtung ist immer da.“ Unfassbar, dass man dieser mutigen Frau vorwirft, sie sei ein „AfD-Maulwurf“. Nur weil sie dafür plädiert, auch mit Andersdenkenden zu debattieren.

„Streit und Auseinandersetzung sind das Lebenselixier der Freiheit, der Demokratie. Indem ich streite, mich mit seinen Argumenten auseinandersetze, nehme ich den anderen ernst“, sagt der Journalist Roger Köppel in der Weltwoche. In dieser Überzeugung wird sich auch Svenja Flaßpöhler wiederfinden: „Zu streiten heißt, ein Gegenüber nicht kalt als Feind abzustempeln, sondern die Mühen der Argumentation auf sich zu nehmen. Und Demokratie ist nichts wert, wenn nur die Meinung der eigenen Community zählt.“  Ein flammendes Plädoyer für Ehrlichkeit, Mut und die Liebe des Ringens um Wahrheit.

Lesenswert! Auch ihr Philosophie-Magazin, Ausgabe Juni/Juli 2024. Thema: Ist die Demokratie auf Sand gebaut?

Ausstellungen, Personen, Termine

Zum neuen Buch von Wolfgang Bittner: Titel: „Niemand soll hungern, ohne zu frieren, so wie es ist, kann und wird es nicht bleiben“ (zeitgeist Verlag). Aktuelles Video-Interview des Schriftstellers zum Thema „Deutschland wird ruiniert“ https://apolut.net/im-gespraech-wolfgang-bittner/

Endlich mal was zum Lachen auf dem Hambacher Schloss: Kabarett mit Simone Solga „Ist doch wahr!“ am 15. März 2025, 19 Uhr. Info: www.hambacher-schloss.de

„Zwischen Reich und Republik“: Autor und Historiker Karlheinz Weißmann referiert über sein neues Buch über die Geschichte der deutschen Nachkriegsrechten: 26. Februar 2025, 19 Uhr, in der Konservatismus-Bibliothek.

Fiktion und Wahrheit

Gespräch mit
Dr. Philipp Jakob Siebenpfeiffer,
dem Hambacher Patrioten

„Die heutigen Zustände erinnern mich an 1832!“

Philipp Jakob Siebenpfeiffer, Ölporträt von Hermann Th. Juncker im Homburger Siebenpfeifferhaus

Versonnen schaute der Mann hinauf zum Hambacher Schloss mit der modernen Fassade. „Damals war das noch eine Ruine, die Keschdeburg hieß“, sagte er, als wir uns vor einigen Wochen begegneten. Der Mann kam mir sofort bekannt vor: blitzende Augen, Gehrock, zylinderartiger Hut. „Herr Dr. Siebenpfeiffer?“. Er nickte: „Ja!“. Fiktion und Wahrheit: Der Journalist, Verleger und Landrat Siebenpfeiffer war an den Ort bei Neustadt an der Weinstraße zurückgekehrt, an dem er 1832 die erste deutsche Großdemonstration leitete. Im Gespräch sah er viele aktuelle Parallelen zu seiner Zeit.

Herr Dr. Siebenpfeiffer, woher kommen Sie?

Siebenpfeiffer: Ich bin aus der Anderswelt zurückgekehrt, wo Seele und Geist ewig weiterleben. Und manchmal kann man seine ursprüngliche  Gestalt wieder annehmen, kurz auf die Erde zurückkommen.

 Was treibt Sie zum Hambacher Schloss?

Siebenpfeiffer: Die Neugierde, was daraus geworden ist, wie das Hambacher Fest heute beurteilt und gefeiert wird. Ich höre wieder von Demonstrationen und Verboten. Doch vor allem treibt mich die Sorge um Deutschland.

Aber heute ist alles besser, kein Vergleich zu Ihrer Zeit?  

Siebenpfeiffer: Wirklich? Die heutigen Zustände erinnern mich an 1832. Freunde berichteten, dass es in Deutschland unfassbar reiche Leute gibt, die nach Gutdünken wieder wie Fürsten das Sagen haben. Es soll Alters- und Kinderarmut geben, auch Suppenküchen und viele Obdachlose. Und immer mehr Menschen finden keine Wohnung. In der Wirtschaft spricht man von Rezession, ich hörte auch von viel Gewalt und Kriminalität. Und in Europa tobt ein großer Krieg. Das erinnert mich an die späteren Kriege und Revolutionen in meiner Zeit.

Auch die Meinungs-  und Pressefreiheit ist bei uns heute eingeschränkt, Verhältnisse, wie zu Ihrer Zeit?

Siebenpfeiffer: Ja, ich kann nur mein Bekenntnis von Hambach original wiederholen: Die Presse muß nothwendig frei sein, denn sie ist die Stimme aller, ihr Schweigen ist der Tod der Freiheit, jede Tyrannei, welche eine Idee morden will, beginnt damit, daß sie die Presse knebelt.

Welche Partei würden Sie wählen, wenn Sie heute im wahren Leben ständen?

Siebenpfeiffer: Ich weiß zu wenig über die deutschen Politiker. Doch ich meine, dass es zu viele Parteien gibt. Da wird nur noch verwaltet, wenig gestaltet. Und es ist zuviel Lobbyismus im Spiel, auch Eigennutz. Eine wählbare Partei muss bürgernah sein und sozial, es müssen universelle, auch christliche Werte vermittelt werden. Und vor allem Gerechtigkeit.

Der 26. Mai 1832 war der Gedenktag der Bayerischen Verfassung, der im Königreich gefeiert werden sollte. Am 18. April erschien in der Speyerer Zeitung ein anonymer Artikel mit dem Vorschlag, dieses Konstitutionsfest auf dem Hambacher Schloss zu begehen. Von Ihnen?

Siebenpfeiffer: Ja, es war meine Idee. Ein Freund von mir machte den Vorschlag in der Zeitung. Und die Neustadter Bürger erließen einen von mir verfassten Aufruf: „Der Deutsche Mai“, in dem stand, es sei kein Anlass vorhanden, hier etwas Errungenes zu feiern. Vielmehr sollte in Hambach ein Fest der Hoffnung begangen werden, ein Kampf für die gesetzliche Freiheit und deutsche Nationalwürde. Und dafür schlugen wir den 27. Mai auf dem Hambacher Schloss vor.

Sie hatten damals alles sehr gut organisiert. Heute würde man sagen, bestens vernetzt.

Siebenpfeiffer: In der Tat. Bei meiner Arbeit als Beamter hatte ich viele Kontakte in der Saarpfalz, eigentlich in ganz Deutschland. Meine Freunde und Unterstützer waren heimlich als Boten unterwegs, warben für unsere Sache.

Aber Hambach war doch viel mehr als ein „Fest“?

Siebenpfeiffer: Richtig, es war eine große politische Bewegung, ein Aufstand friedliebender Bürger. Mit dem Titel „Fest“ wollten wir ja die Obrigkeit nur in Sicherheit wiegen. Es gab damals zahlreiche Festbankette, die von der demokratischen Bewegung gefeiert wurden. Nur unter dem Deckmantel der Geselligkeit konnte man sich damals politisch artikulieren und organisieren.  

Danach gab es 1848/49 eine Revolution. Die Deutschen erhoben sich von Berlin bis Wien, um für ein geeintes Vaterland und eine Verfassung zu kämpfen. Der Versuch misslang. Historiker meinen,  dass diese Revolution scheiterte. Tatsächlich?

Siebenpfeiffer: Nein, diese Revolution ist nicht gescheitert, sondern nur militärisch niedergeschlagen worden. Aber in den Herzen und in den Köpfen hat sie gesiegt. Es gab zwar Enttäuschungen, doch überwogen die Hoffnungen auf einen neuen Aufbruch in einem geeinten Deutschland.

Könnte es auch heute in Deutschland eine Revolution geben?

Siebenpfeiffer: Durchaus, ich sehe bei uns eine spontane Erhebung, wenn sich die Zustände in Deutschland nicht erheblich verbessern. Doch gewaltlos und nach demokratischen Regeln. Also ein friedlicher und verzweifelter Aufstand der enttäuschten Bürger. Es geht dabei auch um ein Überleben als Nation, eine Verteidigung unserer Kultur und Sprache.

Ihre letzte Ruhestätte in der Schweiz existiert nicht mehr, der Friedhof bei der Bümblizer Kirche wurde 1885 aufgehoben.  

Siebenpfeiffer: Gräber sind für mich nicht wichtig, die sterbliche Hülle ist nur Staub, und die Seele fliegt irgendwo anders hin. Und vielleicht gibt es auch eine Wiedergeburt …

Haben Sie noch eine Botschaft für uns?

Siebenpfeiffer: Nehmt Euch die Hambacher Patrioten als Vorbild, die für die Freiheitsrechte kämpften, gegen alle Widersacher und unter Einsatz ihres Lebens! Am wichtigsten: Lasst alle Frauen und Männer mitreden und streiten!

Noch eine Frage, Herr Dr. Siebenpfeiffer: Ihnen und den Hambachern wird die Forderung nach Demokratie unterlegt, Ihr damaliges Fest feiert man heute als „Wiege der deutschen Demokratie“. Sehen Sie das auch so?

Siebenpfeiffer: Kaum jemand hat damals von Demokratie geredet, ich habe das Wort in meinen Schriften und Reden nie erwähnt. Doch wir setzten uns für typisch liberale Werte ein: Freiheit, Bildung, Glaubensfreiheit, politische Rechte und Heimat. Erst durch die Veröffentlichung der deutschen Fassung der Schrift von Alexis de Tocquelville „Über die Demokatie in Amerika“ etwa ab 1840 wurde der politische Begriff Demokratie verbreitet.

Herr Dr. Siebenpfeiffer, wir danken Ihnen für das ausführliche Gespräch. Kommen Sie bald wieder, wir brauchen Sie dringend!

Info: Stiftung Hambacher Schloss
Hambacher Schloss 1832
67434 Neustadt an der Weinstraße
info@hambacher-schloss.de
www.hambacher-schloss.de
Die Stiftung hat die Aufgabe, das Hambacher Schloss als bedeutende historische Stätte für die Entwicklung der Demokratie in Deutschland und die europäische Zusammenarbeit zu erhalten und zu pflegen. Zu den Aufgaben der Stiftung gehört es, das Hambacher Schloss als Kulturdenkmal zu erhalten, die Dauerausstellung zu pflegen und weiterzuentwickeln. Dazu zählen Veranstaltungen und Projekte, um das Schloss zu beleben und zu seiner Pflege beizutragen. Die Dauerausstellung im Schloss wurde für ca. 460.000 Euro neu gestaltet.